Patti Wong.
Patti Wong ist der Arm, der in Europas Auktionssälen hochgeht, wenn eine asiatische Sammlung etwas haben will – diese Woche in Wien.
PW&A

Manche verstehen ja nicht, wie jemand 30 Millionen für ein Gemälde ausgeben kann. Solche Kleinbürgergedanken liegen dem Käufer oder der Käuferin des Fräulein Lieser naturgemäß fern. Und ehrlich: Hätten Sie Milliarden auf der hohen Kante, hätten auch Sie bessere Bilder überm Sofa hängen! Wobei: Wer neuer Eigentümer ist, liegt entgegen ersten Meldungen seit Donnerstagfrüh wieder im Dunkeln. Die erst verlautbarte Hongkonger Sammlerin Rosaline Wong ist es doch nicht. Irgendwie schade, wäre es doch nicht ihr erster Klimt gewesen, da hätte sich das Fräulein in der Ferne vielleicht nicht so einsam gefühlt.

Der Name Wong ist trotzdem kein ganz falscher in der Causa. Denn "im Kinsky" die Hand gehoben und damit das siegreiche Gebot abgegeben hat die mit Rosaline Wong nicht verwandte Patti Wong. Dumm daran: Rosaline Wong ist nicht die einzige Kundschaft, für die Patti Wong der lange Arm ist, der in westlichen Auktionssälen immer wieder hochgeht, wenn eine asiatische Sammlung europäische Gustostückerln und Hauptwerke erwerben will.

Zeit vor und nach ihr

Voriges Jahr hat Patti Wong etwa bis zum Preis von 99,57 Millionen Euro viel öfter die Hand heben müssen, ehe für Klimts Dame mit Fächer für einen Hongkonger Sammler bei Sotheby's in London der Hammer fiel. Das ist übrigens der höchste je in Europa bei einer Auktion erzielte Kaufpreis für ein Kunstwerk. Diesmal hatte Patti Wong ein für die Verkäufer weniger glückliches Händchen.

Natürlich wollte sie damit nicht Sotheby's eine Freude machen. Aber mit dem Haus verbindet sie eine lange Geschichte: Fast 32 Jahre lang war Wong dort beschäftigt, zuletzt internationale Vorsitzende. Unter ihr ist die Hongkonger Filiale boomartig gewachsen, als sie Ende 2022 zurücktrat, war von der "Queen of Auction" die Rede und davon, dass man in eine "Nach-Patti-Ära" eintrete.

Marktentwicklerin

Trotz seines Ruhms gibt der Spross einer Bankerfamilie – die 1970 oder 1971 geborene Enkelin des Gründers der Hang Seng Bank ist verheiratet mit Andy Wong, Enkel des Gründers der Bank of East Asia, gemeinsam gaben sie in London schon Partys etwa zum chinesischen Neujahr für Prinz Andrew – nur wenig Privates preis. Ökonomie und Asiatische Kunst hat sie in London studiert und trat gleich danach bei Sotheby's ein. 2004 kehrte sie nach Hongkong heim und übernahm die Entwicklung des chinesischen Marktes.

Viele westliche Meisterwerke fanden unter ihr in asiatische Sammlungen. Sammler vertrauen ihr – und seit Jänner 2023 ihrer eigenen Kunstberatungsfirma. (Michael Wurmitzer, 25.4.2024)