Chinas sechste Mondsonde ist unterwegs zum Erdtrabanten. Die Mission Chang'e-6 startete am Freitagvormittag mitteleuropäischer Zeit vom chinesischen Weltraumbahnhof Wenchang auf Hainan ins All. Wie im Livestream des Starts mit einer Trägerrakete vom Typ Langer Marsch 5 zu sehen war, verlief der Start nach Plan. Chang'e-6 ist die bisher ambitionierteste Mondmission der Volksrepublik: Sie soll erstmals Bodenproben von der erdabgewandten Seite des Mondes sammeln und zurück zur Erde bringen.

Chang'e-6
Chinas sechste Mondmission hob am Freitag mit einer Trägerrakete vom Typ Langer Marsch 5 ab.
Screenshot: Youtube/China Central Television

Chang'e-6 besteht aus vier Komponenten: einem Lander, einer Aufstiegsstufe, einem Orbiter und einer Kapsel für die Rückkehr auf die Erde. Zunächst soll der Lander die Mondoberfläche erreichen, geplant ist ein Aufsetzen im riesigen Südpol-Aitken-Becken auf der von uns aus nicht sichtbaren Rückseite des Erdtrabanten. Um die Kommunikation mit dem Lander aufrechtzuerhalten, hat China bereits im März einen Kommunikationssatelliten in eine Mondumlaufbahn gebracht. Mithilfe eines Bohrers und eines schaufelähnlichen Roboterarms soll der Lander bis zu zwei Kilogramm Gestein aufsammeln. Die Proben sollen dann mithilfe der Aufstiegsstufe in den Mondorbit gebracht und an den Orbiter "übergeben" werden. Dazu muss der Orbiter an die Aufstiegsstufe andocken. Die Proben werden dann zurück zur Erde transportiert und in einer Wiedereintrittskapsel abgeworfen.

Video: Chinesische Raumsonde soll "Rückseite" des Mondes erkunden
AFP

Interessantes Material

All das soll laut Plan der chinesischen Weltraumbehörde CNSA in nur 53 Tagen passieren. Technisch ist die Mission sehr herausfordernd, wissenschaftlich spannend: Das Südpol-Aitken-Becken, das vor über vier Milliarden Jahren entstand, gilt als der größte und älteste Einschlagskrater auf dem Mond. Es ist bis zu neun Kilometer tief, Proben aus dieser Region könnten neue Einblicke in die Geschichte des Erdtrabanten verschaffen. Forschende hoffen insbesondere auf neue Erkenntnisse über das bisher unerforschte Mantelgestein und die Geochemie des Mondes.

Für die Probenentnahme sind lediglich zwei Tage vorgesehen, mehrere wissenschaftliche Instrumente am Lander sollen zudem während der Lande- und Aufstiegsmanöver Daten sammeln. Unter anderem sollen die dünne Mondexosphäre und die Wechselwirkung des Mondgesteins mit dem Sonnenwind untersucht werden.

Umfangreiche Mondpläne

Die Mission Chang'e-6 ist der bisherige Höhepunkt, aber längst nicht das Ende von Chinas ehrgeizigen Zielen auf dem Mond. Nach dem Start seines ersten Mondorbiters 2007 gelang dem Land 2013 erstmals eine robotische Mondlandung, gefolgt von einer historischen Landung auf der erdabgewandten Seite des Mondes im Jahr 2019. 2020 brachte die Raumsonde Chang'e 5 Gesteinsproben von der erdzugewandten Seite des Mondes zur Erde.

Bis 2030 strebt China auch seine erste astronautische Mondmissionen an und arbeitet zudem gemeinsam mit Russland und anderen Partnern an Plänen für eine eigene Mondstation. Die sogenannte International Lunar Research Station (ILRS) soll in den kommenden Jahrzehnten schrittweise aufgebaut werden und letztendlich dauerhaft bewohnbar sein. Hintergrund für das steigende Interesse am Erdtrabanten (nicht nur China, auch die USA, Japan und Europa planen, dauerhafte Infrastruktur auf dem Mond zu errichten) sind nicht zuletzt strategische und wirtschaftliche Überlegungen. Der Mond ist eine gute Testumgebung für neue Raumfahrttechnologien und könnte auch als Ausgangsbasis für weitere Flüge ins All dienen.

Deutsche Premiere

Einen ganz anderen Raumfahrtmeilenstein gab es am Freitag indes in Australien: Von dort startete die zwölf Meter lange Rakete des deutschen Start-ups HyImpulse ins All. Die Trägerrakete SR75 wird mit Paraffin und flüssigem Sauerstoff angetrieben und kann eine Nutzlast von rund 250 Kilogramm in den Erdorbit bringen. Das Unternehmen will damit eine neue Lösung für den Transport von Kleinsatelliten anbieten. (David Rennert, 3.5.2024)